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Warum meditieren?

Dieser Artikel ist ein Aus­zug aus dem Buch ‘Ein­füh­rung in den Bud­dhis­mus und in die bud­dhis­tische Medi­tation’ von Khun Rein­hard.


Menschen streben nach Glück und Zu­frie­den­heit, doch i. Allg. er­leben wir dies nur sel­ten und dann auch nur für kur­ze Zeit. Manch­mal sind wir un­glück­lich, doch meis­tens befin­den wir uns in einem mehr oder weniger in­dif­fe­renten Zu­stand: Nicht wirkl­ich un­glück­lich, aber auch nicht wirk­lich zufrie­den und meis­tens stört uns das nicht son­der­lich, doch hin und wieder be­schleicht uns das Ge­fühl, dass das Le­ben nicht ganz so ist wie es sein sollte, dass ir­gend etwas fehlt, ohne es be­nen­nen zu können.
Avalokitesvara statue with Buddhist monks

Ein ruhiger Ort für die Meditation


Dann ist sogar dieser indif­ferente Zu­stand, obwohl nicht nega­tiv, nur schwer er­träg­lich. Die­ses Gefühl des Man­gels hält uns davon ab zu­frie­den zu sein, aber gerade das wollen und suchen wir un­ab­lässig.

Um dem zu ent­kom­men, haben wir die ver­schie­dens­ten Me­tho­den ent­wi­ckelt und be­die­nen uns ihrer stän­dig: Über­mä­ßiges Schwel­gen in Sex, Al­ko­hol, Niko­tin und ande­ren Dro­gen, in Es­sen und Trin­ken, in Fern­seh- und Inter­net­kon­sum, in end­losem Geschwätz ...

Wir sind es gewohnt, unser Glück außer­halb von uns zu suchen, es durch Sti­mu­la­tion unse­rer Sinne zu fin­den und häu­fig gelingt das auch. Aber all dies hilft nur zeit­weilig und wenn der Effekt vor­bei ist, müssen wir es wieder­holen und wieder­holen und wieder­holen ... diese end­lose Jagd nach Glück und Zu­frie­den­heit.

Ich vermute, wir alle wissen aus eigener Er­fah­rung, dass in all diesen Auf­re­gun­gen kein dauer­haf­tes Glück zu finden ist und irgend­wann kom­men wir dann an einen Punkt, wo wir genug von alle­dem haben, wo wir völ­lig ge­stresst und müde des Nach­jagens sind. Und wo­nach seh­nen wir uns dann? Dann ver­langt es uns nach einem ruhi­gen und fried­lichen Ort, dann wollen wir nichts mehr hören und sehen, wollen nur noch ent­span­nen, aus­ruhen, uns schlafen legen.

Wir alle werden diese Erfah­rung des „Genug von alle­dem” ge­macht haben, doch ich ver­mute, wir alle ken­nen auch diese andere Art des Glücks, eine tiefe Zu­frie­den­heit, die nicht aus einer Auf­re­gung des Geis­tes re­sul­tiert son­dern aus ruh­igen und fried­lichen Um­stän­den: Ein Spazier­gang ent­lang eines ein­samen Strandes oder durch eine wunder­schöne Land­schaft im mil­den Son­nen­licht, den Grillen und Vogel­gezwit­scher am Mor­gen lau­schen, einen spek­ta­ku­lären Son­nen­auf- oder Son­nen­unter­gang erleben ...
Gewöhnlich widerfährt uns dies wenn wir allein sind, unge­stört durch andere Men­schen. Diese Ver­bun­den­heit mit der Na­tur kann uns enor­men Auf­trieb geben, eine tiefe und ru­hige Zu­frie­den­heit in uns er­zeu­gen, ein Ge­fühl der Leich­tig­keit, des Schwe­bens, etwas Zauber­haftes.

Ruhe und Frieden des Geistes ist unsere Zu­flucht nach­dem wir ge­nug von der Jagd nach so ge­nanntem „welt­lichen” Glück haben. Warum also den har­ten Weg wäh­len, warum uns dieser in­ne­ren Ruhe und Zu­frie­den­heit erst nach dem ers­ten Herz­in­farkt, einer Schei­dung oder an­de­ren Ka­ta­stro­phen des Lebens zu­wenden? Warum war­ten bis die Pro­bleme uns über den Kopf wachsen?

Eine vernünftigere Einstellung wäre, die Ur­sachen für un­sere Un­zu­frie­den­heit zu er­grün­den, um uns dann nach und nach von dieser uner­bittli­chen und ermü­den­den Jagd nach Glück zu be­frei­en. Am Ende des Weges war­tet Nib­bana oder Nir­vana, ein ausge­gli­che­ner, an­dau­ern­der Zu­stand des Geis­tes, doch zu­min­dest für mich (und ich ver­mutete für die Mehr­zahl anderer auch) ist dies jen­seits unse­rer der­zei­tigen Mög­lich­keiten und einige reizt dieses Ziel auch gar nicht. Auf dem Weg zum Ziel können wir jedoch be­reits einige der grö­beren For­men des Lei­dens redu­zie­ren und das ist bereits die An­stren­gung wert. Ohne An­stren­gung geht jedoch nichts. Die not­wen­digen Schuhe, den teils be­schwer­lichen Weg zu echtem Glück und ech­ter Zu­frie­den­heit zu gehen, stellt die Me­di­ta­tion bereit. [...]

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Der vollständige Text (fünf A4 Seiten) steht unter
Warum meditieren?.pdf (208 kB)
als pdf-Datei zur Verfügung.

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